- landwirtschaftliches Bildungswesen
- landwirtschaftliches Bildungswesen,das Unterrichtswesen im Bereich der Landwirtschaft.In Deutschland wird das landwirtschaftliche Bildungswesen von staatlichen, halbstaatlichen und freien Körperschaften getragen. Kernbereich und zugleich Unterbau ist die Berufsausbildung in 14 anerkannten Ausbildungsberufen (die ausnahmslos auch von Frauen ergriffen werden können), u. a. Fischwirt, Forstwirt, Gärtner, Landwirt, landwirtschaftlicher Laborant (drei verschiedene Berufsausbildungen), Molkereifachmann, Revierjäger, Winzer. Auch im Agrarbereich ist die Ausbildung gegliedert in die berufliche Grundbildung (erstes Ausbildungsjahr) und die berufliche Fachbildung (zweites und drittes Ausbildungsjahr). Im Anschluss daran kann eine Fachschule (Landwirtschaftsschule, Fachschule für Hauswirtschaft) besucht werden, die nach zwei Semestern den Titel »Staatlich geprüfter Wirtschafter« verleiht. Die Höhere Landbauschule, die danach absolviert werden kann, verleiht nach einjährigem Lehrgang den Titel »Staatlich geprüfter Landwirt«. Außerdem bestehen Technikerschulen, für deren Besuch der Berufsabschluss und weitere berufliche Praxis Voraussetzungen sind. Sie bilden in zwei Jahren für Tätigkeiten im landwirtschaftlichen Dienstleistungsbereich zum »Staatlich geprüften Techniker« (mit Angabe der Fachrichtung) aus. Nach Ablegen einer Zusatzprüfung in allgemein bildenden Fächern führen sie zur Fachhochschulreife. Die Fachhochschulreife kann auch durch zweijährigen Besuch einer Fachoberschule erworben werden, der einen mittleren Abschluss (z. B. Realschule) voraussetzt. Die Fachhochschulen bilden in sechs Semestern (in acht Semestern mit integriertem Praktikum) zum »Diplomingenieur (Fachhochschule)« (für Landbau, Gartenbau, Landespflege, Forstwirtschaft, Ernährung und Hauswirtschaft) aus; der Abschluss berechtigt zum Hochschulstudium. Durch das in der Regel achtsemestrige wissenschaftliche Hochschulstudium wird der Titel »Diplom-Agraringenieur Universität«, »Diplom-Ingenieur Universität« (für Landespflege), »Diplom-Forstwirt« oder »Diplom-Ökotrophologe Universität« erworben. Landwirtschaftliche Fakultäten haben die Universitäten Bonn, Gießen, Kiel (jeweils mit Agrarwissenschaft und Ökotrophologie), Göttingen, Stuttgart-Hohenheim, Halle (Saale), Rostock (Agrarwissenschaft), die Humbold-Universität Berlin (Agrarwissenschaft und Gartenbau), die TU München (in Weihenstephan mit Agrarwissenschaft, Gartenbau, Ökotrophologie und Landespflege) und die TU Hannover (Gartenbau und Landespflege).In Österreich umfasst das landwirtschaftliche Bildungswesen die land- und forstwirtschaftlichen Berufsschulen, Fachschulen und höheren Lehranstalten sowie die hochschulmäßige Ausbildung an der Universität für Bodenkultur in Wien. Die land- und forstwirtschaftlichen Fachschulen sind mittlere berufsbildende Schulen. Sie schließen an die achte oder neunte Schulstufe an und umfassen ein bis vier Schulstufen, vielfach drei Semester.In der Schweiz erfolgt die landwirtschaftliche Grundausbildung in einem anerkannten Betrieb (zwei Lehrjahre mit Berufsschulbesuch) oder an der landwirtschaftlichen Fachschule (zwei Semester). Höhere technische Lehranstalten (landwirtschaftliches Technikum, landwirtschaftliche Ingenieurschule) existieren in Zollikofen, Wädenswil, Nyon-Changins und Jussy-Lullier (Kanton Genf); sie bilden zum Ingenieur (HTL) aus. Ein Hochschulstudium kann an der Eidgenössischen Technisch Hochschule Zürich (ETH) erfolgen.
Universal-Lexikon. 2012.